MicroCon 2023
Ein Treffen von Mikronationalisten und Mikronationen, welches alle zwei Jahre abgehalten wird, fand dieses Jahr in Ypern und Chicago statt. Dieses Jahr war das erste, in dem eine MicroCon in den USA und Europa abgehalten wurde, die Organisatoren waren Ladonia und Flandrensis.
Zum Anfang muss man verstehen, was eine Mikronation ist. MicroWiki, die größte Enzyklopädie über Mikronationen, beschreibt diese wie folgt:
„Eine Mikronation ist, grob gesagt, ein selbsternannter souveräner Staat ohne internationale Anerkennung, der anders behandelt wird als ein Staat mit begrenzter Anerkennung.“
(Frei Übersetzt nach: https://micronations.wiki/wiki/Micronation)
Im Folgenden ein Interview mit Niels Vermeersch, Großherzog von Flandrensis, Co-Host der MicroCon Europa in Ypern über die MicroCon in Ypern 2023
Warum ist Ihnen MicroCon so wichtig?
Eigentlich war dies meine erste MicroCon, bei den vorherigen Ausgaben in den USA hatte ich einen Vertreter. Aber ich hatte vorher schon viele europäische Konferenzen (Polination und LaMicroFrancophony). Sie alle haben die gleiche Bedeutung: sich im wirklichen Leben zu treffen und Erfahrungen miteinander zu teilen. Das Internet ist ein wichtiges Instrument für Mikronationalisten, aber Veranstaltungen wie die MicroCon schaffen stärkere Beziehungen zwischen Mikronationalisten als die Nutzung sozialer Medien. Wenn wir in den Urlaub fahren, versuchen wir immer, einen Zwischenstopp einzulegen, um uns mit Freunden zu treffen. Einige von ihnen kenne ich schon seit 10 Jahren.
Wie unterscheiden sich die Schwerpunkte oder Programme der MicroCon in Ypern und Chicago von anderen mikronationalen Veranstaltungen?
Der Unterschied zu anderen mikronationalen Konferenzen ist, dass wir die Themen und Redner selbst ausgewählt haben. Traditionell gibt es immer einige Mikronationalisten, die einen Vortrag über ihre Mikronation oder ein bestimmtes Thema halten wollen.
Yvan und ich haben unsere eigene Liste möglicher Themen erstellt und wir haben eine Umfrage in der Facebook-Gruppe gemacht und die Teilnehmer gefragt, an welchem Thema sie am meisten Interesse haben. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse habe ich mein Netzwerk genutzt und wir haben Mikronationalisten kontaktiert, die unserer Meinung nach die meiste Erfahrung hatten, und sie gebeten, einen Vortrag zu halten. Das gab uns die Garantie für eine qualitative Präsentation.
Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach Mikronationen in der globalen politischen und sozialen Landschaft?
Mikronationalismus ist heute ein sehr nützliches Instrument, um auf ein politisches, ökologisches oder soziales Problem hinzuweisen. Einer der Redner beschrieb ökologische Mikronationen als „Schaffung eines Landes zur Rettung des Planeten“. Wenn man eine Idee hat und seine Botschaft verbreiten will, kann man zum Beispiel eine Organisation oder eine politische Partei gründen. Aber wirklich kreative Menschen denken über den Tellerrand hinaus, und mit einer Mikronation – zusammen mit einem starken Konzept – kann man ein großes Publikum erreichen, um seine Mission zu verbreiten.
Was war Ihr persönliches Highlight?
Ich würde sagen, die gesamte Veranstaltung, denn wir haben viele positive Reaktionen erhalten. Aber wenn ich mich entscheiden müsste: die mikronationale Kinderjury. Ich hoffe, dass dies eine neue Tradition für zukünftige MicroCon’s wird, denn die Teilnehmer waren sehr überrascht. Und es ist die perfekte Gelegenheit für unsere Kinder, mit dem Mikronationalismus in Berührung zu kommen, hoffentlich ein Hobby, das ich mit meinen Jungs weiterführen kann.
Und ich war auch überrascht von den vielen unterstützenden Eltern, die ihre Teenager zu dieser Veranstaltung in Belgien begleitet haben! Nach der MicroCon haben viele von ihnen eine ganz andere Vorstellung von dem mikronationalen Abenteuer ihres Kindes.
Wie war die Organisation?
Sehr stressig, denn Yvan und ich wollten eine qualitativ hochwertige Veranstaltung organisieren: Vom Veranstaltungsort über die Präsentationen bis hin zu den Getränken und dem Essen … Wenn Leute die Mühe auf sich nehmen, aus Kanada oder den Philippinen anzureisen, wollen wir, dass sie mit einem positiven Gefühl zurückblicken. Wir haben vor einem Jahr mit den Vorbereitungen begonnen (Ort, Finanzen, Fahrplan, usw.), aber seit Januar hatten Yvan und ich täglichen Kontakt und fast alle zwei Wochen einen langen Abend auf Zoom. Aber ich bin sehr froh, dass Ladonia Flandrensis als Co-Moderator gefragt hat. Da ich Yvan schon von früheren Treffen her kannte, wurde unsere Zusammenarbeit dadurch viel einfacher. Und wir sind beide überrascht, dass wir nie eine einzige Meinungsverschiedenheit oder Frustration miteinander hatten, wie wir in Belgien sagen: gute Vereinbarungen machen gute Freunde.
Ich wünschte nur, ich hätte während der Veranstaltung mehr Zeit gehabt, um mit allen zu sprechen, aber als Co-Gastgeber war ich so beschäftigt: Interviews, Auf- und Abbau, ein Taxi für meinen britischen Botschafter finden, einen Schlafplatz für einen der Teilnehmer finden, … Aber nach allem habe ich ein sehr positives Gefühl über unsere Leistung und wir freuen uns darauf, die zukünftigen Organisatoren mit unseren Ratschlägen und Tipps zu unterstützen.
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