Der Teufelskreis Mobbing

Viele kennen es doch, dass … Nein, bei diesem Thema wahrscheinlich nicht. Denn Mobbing ist nicht etwas, das aus Verachtung entsteht, sondern aus Missachtung von Gruppen. Wird eine Person offen und direkt beleidigt, geschlagen, etc. kann sich diese zur Wehr setzen. Doch passiert dies nicht, wird eine Person ausgeschlossen, schnell zum Opfer, oder vielleicht sogar vergessen. Das macht sie angreifbarer für größere Menschengruppen. Genauer: Personen werden gemobbt, da sie weder respektiert noch geachtet werden und dies meist von größeren Menschengruppen.

In ebendieser verzweifelten und aussichtslosen Situation wenden sich die verzweifelten Opfer an ihre Eltern. Und hier ist auch die Rolle der Eltern nicht leicht. Denn, wenn die Eltern versuchen zu helfen, kann es zu noch schwerwiegenderem Mobbing oder hämischen Sprüchen kommen. Dann wenden sich die Eltern an die nächste „Instanz“: die Lehrer:innen. Und hier endet oft der Weg, da Lehrer:innen leider oft in ihrem Handeln eingeschränkt sind. Und wenn man eine:n weniger motivierten Lehrer:in um Hilfe bittet, kann es hier zum Stehen kommen.

Doch im Idealfall, der in einigen Fällen eintritt, kann das Mobbing beendet werden. Was will ich hiermit sagen? Jede/r einzelne, der/die hier erwähnt wurde, muss sich seiner Verantwortung bewusst sein und Unterstützung anbieten und geben. Doch hier stellt sich das nächste Problem dar: Wo findet man als Betroffener diese Hilfe? In der Vergangenheit schrieb die Schülerzeitung bereits über „SOS Horn“. Über Ansprechpartner und die Struktur der „SOS Horn“ erfahrt ihr hier mehr. Für Jungs ebenfalls zu empfehlen ist das „Bremer Jungenbüro“. Aus Eigenerfahrung kann ich es wirklich nur empfehlen. Es mag einem peinlich wirken, doch dort wird man ehrlich ernst genommen, die eigenen Probleme werden wirklich diskret behandelt, und es werden praktische Tipps gegeben.

 

Anmerkung der Chefredaktion: Durch einige Probleme mit der Website konnte dieser Artikel online erst später erscheinen als geplant.

Aus der Ambulanz in die Schule: Wie Herr Jäger den Schulsanitätsdienst umstrukturierte

Das Gymnasium Horn zeichnet sich gegenüber anderen Schulen insbesondere durch seinen ausgereiften Schulsanitätsdienst aus. Zu finden in Raum 229, handelt es sich dabei um eine Zusammenarbeit zwischen Schülern der oberen Jahrgänge und der Lehrerschaft, geleitet von Herrn Jäger. Spätestens über diverse Lautsprecherdurchsagen sollte dem ein oder anderen das Vorhandensein des Schulsanitätsdienstes aufgefallen sein. Denn immer, wenn ein Mitglied der Schulgemeinschaft gesundheitliche Beschwerden, seien es Verletzungen oder Schmerzen sonstiger Art, zu beklagen hat, steht er zur Verfügung und liefert kompetente Unterstützung. Dabei bilden die Grundlagen eine einwöchige Ausbildung, die diverse Maßnahmen der Ersten Hilfe schult, sowie eine jährliche Auffrischung, an denen jeder Schulsanitäter teilnehmen muss, um bestmöglich Hilfe leisten zu können. Über die Lautsprecher oder im Idealfall im Stillen über ein Smartphone werden die Schulsanitäter informiert, wo Hilfe benötigt wird und verlassen, sofern nicht anders möglich, sogar den Unterricht, um zur Verfügung zu stehen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass der gesamte Dienst auf Freiwilligkeit basiert und sämtliche verpassten Inhalte von den Mitgliedern im Zweifelsfall selbständig nachgearbeitet werden müssen. Das Fazit ist dennoch klar. Es ist erwünscht, sich mit Problemen an den Schulsanitätsdienst zu wenden. „Wir stehen gerne zur Verfügung, um bei medizinischen Problemen Erste Hilfe zu leisten“, sagt Jesper Nagel, Mitglied des Schulsanitätsdienstes, dafür ist er schließlich eingerichtet worden.

Die Struktur der Dienste ist denkbar einfach. Jeder Schulsanitäter ist für einen Wochentag zuständig. Wird an diesem Tag ein Sanitäter ausgerufen, ist klar geregelt, wer den jeweiligen Fall übernimmt. Doch nicht immer geht das Konzept auf. Durchaus treten auch Fälle auf, in denen ein längerer Aufenthalt der Patienten im Sanitätsraum notwendig ist. In diesem Fall ist die Gemeinschaft des Sanitätsdienstes von großem Vorteil, ermöglicht sie doch, dass auch außerhalb des eigentlichen Dienstes ein Abwechseln möglich ist.

Innerhalb der Mitglieder werden nichtsdestotrotz auch Problemstellungen gesehen, die es anzugehen gilt. „Manche Lehrer habe keine Ahnung, wie der Tätigkeitsbereich der Schulsanitäter definiert ist. Es ist nicht zwingend notwendig, dass Schulsanitäter den Unterricht verlassen, um Erbrochenes aufzuwischen“ (Jesper Nagel, Schulsanitäter). Darüber hinaus stellt eine andauernde Debatte die Frage der Kühlpack-Ausgabe dar. Natürlich ist es sinnvoll, die Kühlpacks im Sanitätsraum aufzubewahren, da sie in vielen Fällen dort benötigt werden. Jedoch führen Häufungen von Forderungen zum Teil dazu, dass Schulsanitäter für Banalitäten aus dem Unterricht geholt werden. Eine nicht einfache Thematik, steht auf der anderen Seite doch der dringende Aufruf, sich bei Beschwerden an das Sanitätsteam zu wenden. Ein Lösungsansatz – sofern die Lage deutlich erscheint, kann auch der jeweilige Lehrer das Holen eines Kühlpacks übernehmen.

Grundsätzlich bittet der Schulsanitätsdienst darüber hinaus darum, verwendete Kühlpacks wieder in den Briefkasten vor dem Sanitätsraum zu werfen.

Doch wie sah es an unserer Schule aus, bevor die Leitung von Herrn Jäger übernommen wurde? Tatsächlich besteht der Schulsanitätsdienst schon seit zahlreichen Jahren. Doch bis 2011 verfügte er jahrelang nur über einen einzigen Sanitäter. Eine nicht zu bewältigende Aufgabe, wie sich nicht zuletzt dadurch auszeichnete, dass der Schulsanitätsdienst geradezu unbekannt war.

Mittlerweile fasst der Schulsanitätsdienst ganze 36 Sanitäter, von denen sich zwei zurzeit im Ausland befinden. Pro Ausbildung, die einmal jährlich stattfindet, gehen in der Regel effektiv 12 bis 14 neue Schulsanitäter hervor, sodass sich in Zukunft nahezu die Frage stelle, ob nicht die Q2 grundsätzlich aus dem Dienstplan befreit werden könne, so Herr Jäger. Auch lasse sich sagen, dass jeweils circa zwei Sanitäter je Klasse im achten Jahrgang ausgewählt werden. Für alle, die Interesse haben, sei die erste Februarwoche vorzumerken. Wichtig ist dabei allerdings: Auch die Ausbildung beruht auf Freiwilligkeit. Das heißt, der verpasste Schulstoff muss auch hier in den meisten Fällen nachgearbeitet werden. Doch der Dienst bringt auch persönliche Vorteile mit sich. Dazu zählt eine Bescheinigung des Erste-Hilfe-Kurses sowie bei besonderem Engagement ein Eintrag in sämtliche Zeugnisse.

Um eine genauere Einsicht hinter die Kulissen des Schulsanitätsdienstes zu gewähren, hat sich Herr Jäger freundlicherweise zu einem Interview gegenüber der Schülerzeitung bereiterklärt.

 

Herr Jäger, wie sind sie dazu gekommen den Schulsanitätsdienst zu übernehmen?

Also, ich bin 1994 in den Zivildienst gegangen, den gab es ja damals noch und dadurch bin ich ins Rote Kreuz Krankenhaus gegangen, erstmal zur Rheumachirurgie. Dann habe ich mein Studium angefangen, im Oktober 1995, und musste nebenher Geld verdienen. Dann bin ich eben im Krankenhaus geblieben, als studentische Aushilfe. Dort bin ich erst drei, vier Jahre mehr oder weniger als Aushilfe über alle Stationen hinweggegangen und ab 1998 habe ich 10 Jahre Zentralambulanz gemacht. Die haben mich dann genommen und gemeint: „Mensch, der passt hier her“. Von daher ist witzig, dass ich offiziell noch nicht einmal einen Erste-Hilfe-Kurs hatte, damals, aber du sammelst natürlich irgendwann so viele Erfahrungen, dass ich viel mitnehmen konnte. Und von daher hat passenderweise Herr Riggers gesagt: „Dann werden sie Schulsanitätsdienstleiter“, was nochmal ein Punkt obendrauf war, dafür, dass ich die Stelle an dieser Schule bekommen habe.

Wie haben Sie dann begonnen, den Schulsanitätsdienst neu aufzubauen?

Ich glaube, Ende 2011 hatte ich schon die erste Ausbildung hier über den ASB organisiert. Das war schon immer der ASB, der die durchgeführt hat. Ich glaube, wir haben das dann erst 2013 oder 2014 richtig publik gemacht, ich habe da früher gar nicht dran gedacht, ich war ja unerfahren darin, so ein Team zu leiten. Und dann haben wir das irgendwann einfach mal kundgegeben, bei den Kollegen zum Beispiel. Es kamen natürlich auch immer öfter Durchsagen und dann ging das so richtig rund. Da war auch schon ein Jahr, in dem die Fünft- und Sechstklässler in Scharen kamen.

Wollten Sie früher schon Lehrer werden?

Also, ich war früher hoch schüchtern. Man kann sich das mittlerweile gar nicht mehr vorstellen. Wenn ich mal 30 Jahre zurückgehen würde, würde ich hier kein Lehrer sein können. Dann würde ich nur mit rotem Kopf durch die Gegend gehen und keinen ansprechen. Und einer der großen, wichtigen Punkte meines Lebens war diese Ambulanz. In der Ambulanz muss man aus sich heraus kommen, und das hat mir wirklich meine Schüchternheit ausgetrieben, was wieder für den Lehrerberuf wichtig war. Die leitende Schwester dort in der Ambulanz hat ja auch gewusst, dass ich Lehrer werden möchte und hat auch gemerkt, dass mir das total Spaß macht, andere wieder anzulernen, also anzuweisen. Und dann war es zum Beispiel nach ein paar Jahren meine Aufgabe, immer die ganzen Zivildienstleistenden an- und Praktikanten, die also irgendwie so auf meinem Level waren, einzuweisen. Also war ich wie ein Lehrer oder Ausbilder und habe die dann in die Ambulanz eingewiesen. Und dann legt man die Schüchternheit ab. Oder dann, wenn man mit Personen, die betrunken gestürzt sind, kommuniziert. Damit kann man nur umgehen, wenn man sich irgendwann traut, die anzusprechen.

Wie läuft das Bewerbungsverfahren für den Schulsanitätsdienst ab?

Zunächst habe ich einfach die Personen sich so bewerben lassen, die haben einfach auf einen Zettel geschrieben: „Ich bin der und derjenige und ich möchte gerne mitmachen“. Und das war natürlich dann super schwierig damals, auszuwählen. Und es ist aber tatsächlich so, man muss die Klassenlehrer-Teams einbinden, weil alle, die ich nicht kenne, wie soll ich die auswählen, nur anhand dieses Zettels, den ich als Bewerbungsblatt herausgebe, wie soll ich die da beurteilen? Das ist so ein bisschen unfair, weil da ja tatsächlich auch jeder draufschreiben kann, was er will. Und deswegen ist es immer gut, wenn man mehrere Personen hat, die da ihre Meinung zu abgeben können. Deswegen ist das Klassenlehrer-Team wichtig. Die kennen meistens die Schülerinnen und Schüler in der achten Klasse und die sagen dann: „So, hier, der eignet sich gut, weil er total sozial engagiert ist“, und dann kommen meistens die zwei Seiten zusammen. Also meine Seite mit den Bewerbungsbögen oder vielleicht habe ich ja manchmal auch so einen Eindruck, oder ich kenne die Schülerin und Schüler, und dann eben das Klassenlehrer-Team. Und das hat sich bisher eigentlich ganz gut bewährt, muss man sagen.

Was sind die Voraussetzungen für den Schulsanitätsdienst?

Achte Klasse, man darf keine schlechten Noten haben, man sollte sich am besten engagieren wollen in dem Bereich.

Existieren auch außerschulische Kriterien?

Unsere Arbeitswelt hat sich ja auch ein bisschen verändert. Wer zum Beispiel jetzt Medizin studieren möchte, der muss ja immer mehr vorzeigen können, dass man am besten schon irgendetwas gemacht hat. Und deshalb sind alle Schülerinnen und Schüler, die irgendwie in so eine Richtung wie Medizin oder Rettungsdienst gehen wollen, total hinterher, hinter dieser Ausbildung hier bei uns als Schulsanitäter. Und das merkt man seit zwei oder drei Generationen im Schulsanitätsdienst. Wir hatten ja auch diesen Durchgang, bei dem alle Ärzte werden wollten, das war Wahnsinn. Was ich damit sagen möchte, ist, dass das ganze Auswahlverfahren mittlerweile vereinfacht ist, weil ich jetzt klare Rahmen habe.

Das heißt, grundsätzlich empfehlen Sie die Teilnahme jedem, der sich selbst eventuell in Richtung eines medizinischen Berufes orientieren möchte und darüber hinaus in der Schule so zuwege ist, dass er Zeit für den Sanitätsdienst investieren kann?

Ja, richtig. Aber es muss ja gar nicht immer so sein, dass man unbedingt Arzt oder Sanitäter werden will, sondern es gibt ja auch einfach Menschen, die generell sagen: „Ich helfe gerne anderen Menschen“, oder ich möchte mich einfach sozial engagieren. Und das können dann ganz, ganz tolle Sanitäterinnen und Sanitäter sein, obwohl sie gar nichts mit Medizin am Hut haben und auch gar nicht wollen. Wenn ich Schüler und Schülerinnen kenne, dann finde ich, ist die wichtigste Charaktereigenschaft für diesen „Sanitäts-Job“ Empathie, Einfühlungsvermögen. Das ist das wichtigste überhaupt. Aus den Klassen, die ich kenne, wähle ich immer die Personen aus, bei denen ich sage: „Da ist ganz viel Empathie“, denn die können sich dann wirklich hineinversetzen in die Personen, gerade wenn es hier um die jüngeren Schülerinnen und Schüler geht. Dann merken die: „Oh, der hat Schmerzen“, und sind meistens ganz toll im Umgang mit denen.

Gibt es auch andere Gründe, warum sie Personen ins Team aufnehmen?

Ich habe das auch schon erlebt, dass ich dann auch Schülerinnen und Schüler aufgenommen habe, die, ich sage mal, sehr still sind im Unterricht und sich kaum beteiligen, aber bei denen man dann feststellt, die haben ganz viel Empathie, also auch ganz viele soziale Kompetenzen im Umgang mit anderen Menschen, obwohl sie vielleicht ausgesprochen zurückhaltend sind. Die habe ich dann ins Sani-Team aufgenommen und die sind dann auch so ein bisschen aus sich herausgekommen. Und dann merkt man eben, eigentlich können die das richtig gut machen, die trauen sich nur nicht so ganz. Dann gehe ich auch aktiv auf die zu und sage: „So, willst du nicht Schulsanitäterin beziehungsweise Schulsanitäter werden?“.

Wie ist die Resonanz bezüglich des Schulsanitätsdienstes an unserer Schule?

Sehr gut. Ich nehme das Lob auch immer gar nicht auf mich, sondern ich sage immer gleich: „Das Team, das Team, das Team. Also die Schüler sind so toll, die machen das ja freiwillig“, muss ich auch manchmal betonen. Und eigentlich höre ich fast immer Positives. Das einzige, wo man auch manchmal was Negatives hört, ist: „Wie viele Leute sind eigentlich im Sani-Raum?“. Aber ansonsten hört man eigentlich nur Positives. Es gibt so großes, riesengroßes, tolles Lob, wie toll das gemacht wird und auch vom Rettungssanitätsdienst höre ich das manchmal. Also auch über die Lehrkräfte hinweg, wird wieder gelobt, wie toll das hier gemacht wird. Man merkt das auch wirklich daran, wer sich indessen hier bewirbt. Ich habe in den ersten Jahren, in denen ich hier die Ausbildung hatte, noch nicht wirklich gewusst: „Wie wähle ich überhaupt Schüler und Schülerinnen aus?“, „Wie mache ich das Bewerbungsverfahren?“, das war ja alles noch ganz neu für mich. Da hatte ich auch teilweise unzählige Bewerbungen und irgendwann kristallisieren sich dann ja so Punkte heraus, wie, man sollte vielleicht keine Schüler nehmen, die irgendwelche Problemfächer haben, also schlechte Noten vielleicht, weil sie sich erst mal auf die Schule konzentrieren sollten. Ich habe in der ersten Ausbildung dann so ein, zwei Kandidaten gehabt, die wirklich viel Quatsch gemacht haben, und da hat man dann schnell draus gelernt.

Welches Budget steht eigentlich dem Schulsanitätsdienst zur Verfügung?

Das ist natürlich indessen ordentlich gewachsen. Also damals war es so, da hatten wir ganz am Anfang 15 Personen, die immer direkt von der Berufsgenossenschaft Bremen finanziert wurden.

Aber über die Jahre wurde das Budget leider immer weiter gekürzt. Eigentlich zahlen die jetzt immer nur noch zehn Personen seit zwei Jahren. Man kann aber trotzdem für die Ausbildung bis zu 15 Personen nehmen. Dann müssen die Überzähligen von der Schule bezahlt werden. Dafür gibt es hier in der Schule ein Budget. Das sind zwei verschiedene Töpfe, die wir hier ansprechen. Einmal der Fortbildungstopf, das würde eben diese Fortbildungen betreffen, dass wir sagen, wir nehmen mehr Schüler, obwohl wir schon über zehn Stück hinweg sind, und dann ist das andere das ganze Material, dass wir im Sani-Raum haben. Der Topf unserer Schule selbst ist dabei ordentlich gewachsen.

 

Muss man den Sanitätsdienst denn so ausstatten?

Man muss den Dienst nicht so ausstatten. Ich habe tatsächlich mal von Herrn Dr. Leupold, der ist ja unser Sicherheitsbeauftragter und ich und der Schulsanitätsdienst sind sozusagen Unterglieder bei ihm, ein paar Sachen zugeschickt bekommen, in denen drin steht, was man eigentlich in einer Schule für einen Schulsanitätsdienst machen muss, was vorhanden sein muss. Eine Liege, eine Trage, ein Sanitätsraum, ein bisschen Verbandsmaterial. Da stehen ganz grobe Rahmenbedingungen drinnen, aber wir gehen da teilweise wirklich drüber hinaus. Ich habe ja früher auch mal sehr viel Lob bekommen von den ASB-Ausbildern, weil ich das wahrscheinlich aus meiner Ambulanz-Zeit noch so kenne. Ich habe da volle Schränke gehabt, das war ja teilweise mein Job, die auch wieder aufzufüllen, nur war da der Nachschub natürlich unendlich. Man hat ein Zentrallager im Krankenhaus gehabt, da hat man die Wagen einfach hochgefahren. So einen ganzen Schrank voller Rollen zum Festkleben hatte man da einfach, obwohl die total teuer sind und hier entgegen ist das eine andere Sache gewesen. Ich habe aber zeitweise sehr viel gekauft gehabt, jetzt bin ich durchaus zurückhaltender geworden, weil das auch unglaublich teuer war. Ich weiß, so glaube ich, 2015, da habe ich mal so wirklich in die Vollen gehauen und habe da wirklich alles Mögliche an Materialien gekauft. Da war das komplett ausgestattet im Sani-Raum. Nur das ist einfach zu teuer gewesen, denn irgendwann verfallen die Sachen dann. Wir haben auch gemerkt, dass man zum Beispiel so riesige Saugkompressen gar nicht wirklich braucht. Und dann hat sich irgendwann so grob herauskristallisiert: „Was muss ich denn so ungefähr bestellen, was nicht?“. Ich höre ja immer von den Sanitätern zwischendurch, was so anliegt.

Normalerweise wird der Sanitätsdienst über das Sani-Handy angerufen, manchmal wird jedoch auch kritisiert, dass dennoch zu viele Durchsagen erfolgen. Wie stehen sie dazu?

Ich würde sagen, das ist so, nebst der Tatsache, dass der Raum manchmal ein bisschen voll ist, der andere negative Punkt, den es wirklich gibt. Ich bin ja der Meinung, und ich glaube, unser Team ist auch größtenteils der Meinung, dass die Durchsagen eigentlich immer noch am besten und einfachsten sind. Also wir würden es am liebsten einfach nur so machen, aber das stört tatsächlich den Unterricht immer mal wieder. Deswegen haben wir schon so viele Modelle durchdacht, was man machen könnte, bis wir dann dieses Sani-Handy erstmal als einfachste Lösung genommen haben. Es gab hier schon Vorschläge in Richtung Walkie-Talkies oder ein Pieper-System einzuführen. Das ist alles nur zu aufwändig. Ich kenne das ja aus der Ambulanz, da hatten wir so ein Pieper-System. Das funktioniert aber dort so, dass auf dem Pieper die Telefonnummer von dem Ort, von dem aus man anruft, erscheint und mein Job war ja eben immer, durch alle möglichen Räume durchzugehen. Ich wusste also alle möglichen Telefonnummern und das kann man hier ja nicht machen. Dann müsste ja in jedem Raum ein Telefon stehen, von dem aus man anrufen kann. Nur dann würde das Sinn machen. Und das ist sehr teuer. Und dann hat man genau das gleiche Problem wie beim Handy. Denn man muss den Pieper holen, der muss aufgeladen sein, der muss benutzt werden, man muss die Nummern kennen. Da ist ein Handy ja wirklich einfacher.

Wie stehen Sie denn grundsätzlich zu der Nutzung von Handys für Sani-Zwecke?

Ich bin der Meinung, wir müssen uns doch gegenseitig sofort anfordern können. Wenn zum Beispiel jemand dort ist, nehmen wir mal jemanden von den ganz neu Ausgebildeten, und man ist sich noch ganz unsicher und steht ganz alleine da, dann muss man doch irgendwie die Möglichkeit haben, jemanden anzufordern, ohne, dass man immer gleich eine Durchsage machen muss. Das wird ja auch manchmal tatsächlich benutzt, dass dann jemand schreibt: „Hier, kann mich jemand ablösen?“. Und das geht einfach nicht anders. Deswegen auch der WhatsApp-Chat. WhatsApp ist ja eigentlich tabu, aber das ist zurzeit das schnellste Medium, finde ich, womit man einfach sofort alle erreicht. Man könnte WhatsApp natürlich, theoretisch gesehen, mal austauschen, gegen einen anderen Messenger oder ein anderes System, das auch relativ schnell funktioniert. Aber itslearning zum Beispiel ist nicht schnell genug. Da bekommt man ja teilweise erst nach einer Stunde die Nachricht und das funktioniert nicht. Man muss eine ganz schnelle Ebene haben und das geht nicht anders. Die Sanitäter müssen sich gegenseitig informieren können. Und das ist auch Konsens indessen. Und deswegen steht in der Schulordnung extra der Passus, dass Schulsanitäter im Dienst ihr Handy für den Sani-Chat benutzen dürfen.

 

Die Schülerzeitung bedankt sich für das Interview, welches am 24. Mai geführt wurde.

 

Anmerkung der Chefredaktion: Durch einige Probleme mit der Website konnte dieser Artikel online erst später erscheinen als geplant.

Die Causa Aiwanger – Flugblätter als Tatbestand

In den letzten Wochen beschäftigte dieses Thema die deutschen Medien besonders – die Aiwanger-Affäre. Der Parteikandidat der Freien Wähler in Bayern, Hubert Aiwanger, steht im Mittelpunkt und jede Talkshow, die etwas auf sich hält, arbeitet sich an diesem Thema ab.

Doch was ist passiert? Wir müssen für diesen Skandal 35 Jahre in die Vergangenheit blicken. Der Schuljunge Aiwanger ist auf dem Burkhart-Gymnasium angekommen. Doch es läuft nicht alles, beim heutigen Demokraten, wie es heute läuft: Aiwanger ist laut eines ehemaligen Mitschülers zu dieser Zeit ein Junge, der stark rechter denkt als heute. Hitlergrüße und Judenwitze seien normal für den damaligen Elftklässler – sogar beim Besuch des Konzentrationslagers Dachau. Die stark nationalsozialistisch geprägte Ausrichtung des damaligen Aiwangers habe bei Mitschülern für Aufsehen gesorgt. Aiwanger sei immer extremer geworden, bis seine Radikalisierung ihren Höhepunkt erreicht: Er soll Flugblätter mit rechtsextremem Inhalt verfasst und verteilt haben.

In ihnen wird der Holocaust verharmlost und Gewalt mit Mordabsichten gegen „Vaterlandsverräter“ geäußert, bei denen es Fallbeil, Genickschüsse und den Aufenthalt in den Konzentrationslagern Dachau und Auschwitz zu “gewinnen” gibt.  Schon dies ist aus der Sicht vieler Menschen unverzeihlich, doch der Umgang mit diesem Kapitel seiner Jugend sorgt für die wohl größte Empörung unter dem Volk: Aiwanger leugnet das Verfassen eines solchen Flugblattes und droht sogar mit juristischen Schritten gegen Personen, die ihm dies vorwerfen sollten. Schon bald gibt sich sein Bruder als Verfasser des Flugblattes zu erkennen. Doch viele zweifeln: Söder stellt ihm 25 Fragen, denen Aiwanger größtenteils ausweicht. Und erstaunlicherweise gelingt es Aiwanger, diese Flugblatt-Affäre größtenteils hinter sich zu lassen, er steigert sogar die Wahlwerte seiner Partei. Doch noch ist es nicht vorbei: Die Bayern-Wahl steht an und Aiwanger wird sich vermutlich im Wahlkampf noch öfter seiner nationalsozialistischen Vergangenheit stellen müssen.

Die G8/G9-Debatte: Ein Blick auf Deutschlands Gymnasialsystem

Die Debatte um das richtige Schulsystem am Gymnasium beschäftigt Deutschland seit vielen Jahren. Doch während einige Bundesländer am achtjährigen Modell (G8) festhalten, haben andere den Schritt zurück zum neunjährigen Gymnasium (G9) gewagt. Der Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern beider Modelle ist nach wie vor lebendig und wirft wichtige Fragen über den Bildungsweg unserer Schüler/innen auf. Doch bevor man sich mit der G8- und G9-Thematik auseinandersetzt, sollte man erstmal erfahren, wie eigentlich entschieden wird, wer wohin kommt? Dazu gibt es mehrere Faktoren. Einmal spielt der Wohnort eine wichtige Rolle, da bevorzugt Kinder aus dem näheren Umfeld der Schule angenommen werden.

 

Doch ein weiterer Faktor ist, ob das Kind eine Gymnasialempfehlung hat. Diese werden von der Grundschule an akademisch überdurchschnittliche Kinder gegeben. Die Grundidee, dass Kinder irgendwie eingeteilt werden, damit ihr Lerntempo berücksichtigt werden kann, ist durchaus verständlich. Allerdings fördert diese Maßnahme auch die weitere Separation der Gesellschaft, da die Schüler praktisch schon im Durchschnittsalter von zehn Jahren separiert werden, entweder auf das sozial stärkere Gymnasium oder die Oberschule.

Gegenüberstellung des G8- und G9-Systems

Das Hauptargument der G9-Befürworter/innen ist das erhöhte Stressniveau in einem G8-System, welches auch statistisch belegbar ist. Eine andere Studie hat einen leistungsbedingten Unterschied in der Konzentration von Cortisol (Stresshormon) bei G8-Schüler/innen gefunden, was G9-Schüler/innen nicht aufwiesen. (Q1) (Q2)

Hierbei ist auch interessant, dass in einem G8-System gerade die Mädchen (im Vergleich zu Jungen) ein höheres Stressniveau aufweisen. Dies lässt sich aber auch in Kausalität zu dem generell höheren durchschnittlichen Stresslevel bei Mädchen nach Beginn der Pubertät erklären, was durch die Depressionsrate durch Stress zu beobachten ist. Die erschreckende Erkenntnis hier ist, dass Mädchen im Schnitt doppelt so viele Depressionen wie Jungen haben. (Q2)

Für das G8-Prinzip spricht, dass man im Schnitt früher die Schule abschließt. Auch hier muss man beachten, dass das keinesfalls ein Jahr ist, da unter G8 die Wiederholungsrate in der Oberstufe ansteigt. So kann man beobachten, dass das Durchschnittsalter der G8-Abiturienten 10,3 Monate jünger ist als das der G9-Abiturienten.

Man sollte an dieser Stelle auch nochmal darauf eingehen, dass das G8-System auch Kosten einspart, da der Durchschnittsschüler 7666 € für die 10,3 Monate beansprucht, die im G8-System nicht anfallen. (Q3) (Q4)(Q5)

Die gesellschaftliche Absicht des G8- und G9-Systems ist auch nicht zu ignorieren, das G8-System bietet einen früheren Arbeitseinstieg für Schüler/innen an.

Dieser Ansatz soll der Alterung der Arbeiterschicht und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Doch Kritiker sehen verständlicherweise das Problem, dass die Bildungspolitik keine Malheure aus anderen Politikzweigen auffangen sollte und dies keine nachhaltige Entscheidung sei.

Wenn man die inhaltlichen Leistungen der Schüler/innen innerhalb des G8-Systems mit denen von G9-Schüler/innen vergleicht, fällt einem auf, dass diese sich gar nicht so stark unterscheiden. Nur die Leistungen im Fach Englisch sind im G9-System leicht stärker. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die englische Sprache wegen der wenigen Zeit in der Freizeit und im Unterricht nicht mehr so ausführlich praktiziert wird. (Q6)(Q7)

Persönliche Meinung

Meiner Meinung nach ist es keinesfalls schlecht, die Möglichkeit zu geben, das G8-System zu durchlaufen, auch wenn dies im Schnitt zu mehr psychischen Problemen und Wiederholern führt. Solange das den Schüler/innen bewusst ist, finde ich das G8-System nicht verwerflich. Eine Idee wäre zum Beispiel, ein kleines Seminar kurz vor der Schulwahl in der vierten Klasse zu verpflichten, um über die Schulsysteme aufzuklären.

Allerdings ist das jetzige System schlecht, da das Gymnasiastendasein häufig als Qualität eingestuft wird. Was wiederum dazu führt, dass Kinder sich bewusst in eine schwierige Lage bringen, um diesen Status zu erreichen.

Wir sollten also weggehen von einer Assoziation einer Schulart mit einer Qualität oder einem Status und hin zu einem selbstbestimmten Bildungssystem mit möglichst wenig Außeneinfluss. Wie zum Beispiel durch Eltern oder das Ansehen der Schule und Schüler/innen. Auch ohne eine solche Separation wie durch die Gymnasialempfehlung sollte die Schulwahl geschehen.

 

Quellen

Q1  https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0167629619303467?via%3Dihub

Q2 https://www.forschungsmonitor-schule.de/print.php?id=16

Q3 https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0191886910002060?via%3Dihub

Q4 https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.502825.de/15-18-1.pdf

Q5 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/03/PD23_082_217.html

Q6 https://www.stiftung-mercator.de/content/uploads/2020/12/Verkuerzung_der_Gymnasialzeit_in_Deutschland_Stiftung_Mercator.pdf

Q7 https://uni-tuebingen.de/uploads/media/2015-04-20_Studie_Konsequenzen_der_G8-Reform.pdf

MicroCon 2023

Ein Treffen von Mikronationalisten und Mikronationen, welches alle zwei Jahre abgehalten wird, fand dieses Jahr in Ypern und Chicago statt. Dieses Jahr war das erste, in dem eine MicroCon in den USA und Europa abgehalten wurde, die Organisatoren waren Ladonia und Flandrensis.

Zum Anfang muss man verstehen, was eine Mikronation ist. MicroWiki, die größte Enzyklopädie über Mikronationen, beschreibt diese wie folgt:

„Eine Mikronation ist, grob gesagt, ein selbsternannter souveräner Staat ohne internationale Anerkennung, der anders behandelt wird als ein Staat mit begrenzter Anerkennung.“


(Frei Übersetzt nach: https://micronations.wiki/wiki/Micronation)

Im Folgenden ein Interview mit Niels Vermeersch, Großherzog von Flandrensis, Co-Host der MicroCon Europa in Ypern über die MicroCon in Ypern 2023

 

Warum ist Ihnen MicroCon so wichtig?

Eigentlich war dies meine erste MicroCon, bei den vorherigen Ausgaben in den USA hatte ich einen Vertreter. Aber ich hatte vorher schon viele europäische Konferenzen (Polination und LaMicroFrancophony). Sie alle haben die gleiche Bedeutung: sich im wirklichen Leben zu treffen und Erfahrungen miteinander zu teilen. Das Internet ist ein wichtiges Instrument für Mikronationalisten, aber Veranstaltungen wie die MicroCon schaffen stärkere Beziehungen zwischen Mikronationalisten als die Nutzung sozialer Medien. Wenn wir in den Urlaub fahren, versuchen wir immer, einen Zwischenstopp einzulegen, um uns mit Freunden zu treffen. Einige von ihnen kenne ich schon seit 10 Jahren.

 

Wie unterscheiden sich die Schwerpunkte oder Programme der MicroCon in Ypern und Chicago von anderen mikronationalen Veranstaltungen?

Der Unterschied zu anderen mikronationalen Konferenzen ist, dass wir die Themen und Redner selbst ausgewählt haben. Traditionell gibt es immer einige Mikronationalisten, die einen Vortrag über ihre Mikronation oder ein bestimmtes Thema halten wollen.

Yvan und ich haben unsere eigene Liste möglicher Themen erstellt und wir haben eine Umfrage in der Facebook-Gruppe gemacht und die Teilnehmer gefragt, an welchem Thema sie am meisten Interesse haben. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse habe ich mein Netzwerk genutzt und wir haben Mikronationalisten kontaktiert, die unserer Meinung nach die meiste Erfahrung hatten, und sie gebeten, einen Vortrag zu halten. Das gab uns die Garantie für eine qualitative Präsentation.

 

Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach Mikronationen in der globalen politischen und sozialen Landschaft?

Mikronationalismus ist heute ein sehr nützliches Instrument, um auf ein politisches, ökologisches oder soziales Problem hinzuweisen. Einer der Redner beschrieb ökologische Mikronationen als „Schaffung eines Landes zur Rettung des Planeten“. Wenn man eine Idee hat und seine Botschaft verbreiten will, kann man zum Beispiel eine Organisation oder eine politische Partei gründen. Aber wirklich kreative Menschen denken über den Tellerrand hinaus, und mit einer Mikronation – zusammen mit einem starken Konzept – kann man ein großes Publikum erreichen, um seine Mission zu verbreiten.

 

Was war Ihr persönliches Highlight?

Ich würde sagen, die gesamte Veranstaltung, denn wir haben viele positive Reaktionen erhalten. Aber wenn ich mich entscheiden müsste: die mikronationale Kinderjury. Ich hoffe, dass dies eine neue Tradition für zukünftige MicroCon’s wird, denn die Teilnehmer waren sehr überrascht. Und es ist die perfekte Gelegenheit für unsere Kinder, mit dem Mikronationalismus in Berührung zu kommen, hoffentlich ein Hobby, das ich mit meinen Jungs weiterführen kann.

Und ich war auch überrascht von den vielen unterstützenden Eltern, die ihre Teenager zu dieser Veranstaltung in Belgien begleitet haben! Nach der MicroCon haben viele von ihnen eine ganz andere Vorstellung von dem mikronationalen Abenteuer ihres Kindes.

Wie war die Organisation?

Sehr stressig, denn Yvan und ich wollten eine qualitativ hochwertige Veranstaltung organisieren: Vom Veranstaltungsort über die Präsentationen bis hin zu den Getränken und dem Essen … Wenn Leute die Mühe auf sich nehmen, aus Kanada oder den Philippinen anzureisen, wollen wir, dass sie mit einem positiven Gefühl zurückblicken. Wir haben vor einem Jahr mit den Vorbereitungen begonnen (Ort, Finanzen, Fahrplan, usw.), aber seit Januar hatten Yvan und ich täglichen Kontakt und fast alle zwei Wochen einen langen Abend auf Zoom. Aber ich bin sehr froh, dass Ladonia Flandrensis als Co-Moderator gefragt hat. Da ich Yvan schon von früheren Treffen her kannte, wurde unsere Zusammenarbeit dadurch viel einfacher. Und wir sind beide überrascht, dass wir nie eine einzige Meinungsverschiedenheit oder Frustration miteinander hatten, wie wir in Belgien sagen: gute Vereinbarungen machen gute Freunde.

Ich wünschte nur, ich hätte während der Veranstaltung mehr Zeit gehabt, um mit allen zu sprechen, aber als Co-Gastgeber war ich so beschäftigt: Interviews, Auf- und Abbau, ein Taxi für meinen britischen Botschafter finden, einen Schlafplatz für einen der Teilnehmer finden, … Aber nach allem habe ich ein sehr positives Gefühl über unsere Leistung und wir freuen uns darauf, die zukünftigen Organisatoren mit unseren Ratschlägen und Tipps zu unterstützen.

Weitere Informationen:

https://micronations.wiki

https://flandrensis.com/

Französischer Austausch: Entdeckung von Kultur, Sprache und unvergesslichen Erlebnissen

Wir sprechen heute mit Sophia Beer, die an einem faszinierenden Schüleraustausch in Frankreich teilnahm. In drei aufregenden Monaten in Paris entdeckte sie eine neue Kultur, verbesserte ihre Sprachkenntnisse und sammelte unvergessliche Erfahrungen.

 

Was hat dich dazu bewegt, an diesem Austauschprogramm teilzunehmen?

Die Geschichte ist ein bisschen witzig, nämlich wollte ich ursprünglich gar nicht nach Frankreich. An sich habe ich mit dem Gedanken gespielt, einen Austausch zu machen. Eigentlich aber eher nach Kanada oder Amerika, dann hat meine Lehrerin jedoch das Programm in meiner Klasse vorgestellt und gefragt, wer es gerne machen würde. Ich meldete mich, ohne groß darüber nachzudenken. Allerdings hat meine Lehrerin sich das dann gemerkt und mich auch öfter angesprochen und irgendwann dachte ich mir: Okay, warum nicht? Es schadet ja nicht, Französisch zu lernen.

 

Was waren deine ersten Eindrücke, als du im Gastland angekommen bist?

Die Straßen waren sehr anders als in Deutschland. Es war ein bisschen chaotischer. Die Leute fahren wenig Auto. Mein erster Schock war, dass meine Gastfamilie erstmal schön saftig um 21 Uhr Hamburger gegessen hat und ich persönlich esse immer kalt zu Abend. Das Abendbrot ist in Frankreich sehr wichtig.

 

Wie hast du die Kultur und das Leben im Gastland kennengelernt und welche Unterschiede gab es im Vergleich zu Deutschland?

Das Essen. Es gab sehr große Unterschiede. Die Frühstücke waren da sehr klein und Frühstück ist für mich die größte und wichtigste Mahlzeit, um meinen Tag zu starten. Die Franzosen lieben grüne Bohnen, aber leider ist das nicht so mein Ding. Das Schulsystem ist auch sehr anders als in Deutschland. Dort hat man von 8:00 bis 18:00 Uhr Schule. Außerdem hatte ich auch am Samstag Schule.

 

Was waren deine wichtigsten Erfahrungen während des Austauschprogramms?

Eine negative Erfahrung, die mir geholfen hat, selbstbewusster zu werden. Ich wollte damals zum ersten Mal in die Cafeteria und mir ein Baguette kaufen. Der Verkäufer in der Cafeteria hatte einen schlechten Tag und ließ seine schlechte Laune an mir aus. Dabei machte er sich über meinen Akzent lustig.  Vorher hatte ich noch nie derartige Probleme gehabt. Ich war ein bisschen geschockt, weil die ganze Cafeteria mich angeguckt hat. Hinter mir hat jemand noch gesagt: “Lassen Sie sie doch, das ist eine Austauschpartnerin, sie ist noch neu hier“. Ich bin dennoch höflich geblieben. Als ich draußen war, stand ich noch unter Schock. Meine Austauschpartnerin ist richtig ausgerastet und ist mit meinen Freunden zurück zu der Cafeteria gegangen, um den Verkäufer ordentlich auszuschimpfen. Sie erkämpfte, dass er mir dann drei kostenlose Cookies schenken musste. Meine Deutschlehrerin und meine ganze Klasse haben mich unterstützt und da habe ich gemerkt, dass ich Freunde für das Leben gefunden habe. Außerdem hat mich das auch gelehrt, dass jeder Mensch Sorgen mit sich trägt. Wenn jemand diese in Form von Bosheit an einem auslässt, dann sollte man sich nicht lange damit auseinandersetzen, weil es mehr mit der Person zu tun hat als mit einem selbst.

 

Wie hast du deine Freizeit im Gastland verbracht?

Ich hatte nicht wirklich Freizeit, da ich ja bis 18:00 Uhr Schule hatte. Nach der Schule bin ich direkt nach Hause gefahren.  Es hat ungefähr eine Stunde gedauert, mit Bus und Bahn. Als ich angekommen bin, musste ich erstmal meine Hausaufgaben machen und mich auf die Klausuren vorbereiten, weil mir damals in Deutschland gesagt wurde, dass meine Noten vielleicht übernommen werden müssen, aber am Ende haben sie es doch nicht gemacht. Am Wochenende musste ich immer nachholen, was ich in Deutschland in der Schule verpasste. Generell verbrachte ich viel Zeit mit meiner Austauschpartnerin. Wir haben Spiele gespielt, geredet, waren spazieren und wir konnten uns Paris angucken. Allerdings auch Bogenschießen, denn meine Austauschpartnerin betreibt diese Disziplin als Leistungssport.

 

Welche Herausforderungen hast du während des Austauschprogramms gemeistert?

Das Unterrichtsfach Französisch war auf jeden Fall die größte Herausforderung, da ich dort große Aufsätze schreiben musste. Während meines ganzen Aufenthalts haben wir Lektüren aus der Renaissance gelesen, die dementsprechend noch auf Altfranzösisch verfasst waren. Doch nach einem Monat konnte ich mich schon am Unterricht beteiligen, da ich mir Wörter, die mir fremd waren, direkt aufschrieb und lernte.

 

Wie hast du deine Sprachkenntnisse verbessert?

Mein Französisch hat sich auf jeden Fall sehr viel verbessert. Mittlerweile kann ich alles verstehen und sogar ganze Bücher auf dieser Sprache lesen. Auch beim Sprechen muss ich nun nicht mehr stundenlang nachdenken. Jetzt geht es sehr flott und natürlich.

 

Welche Tipps würdest du anderen an die Hand geben, die an einem Austauschprogramm teilnehmen möchten?

Ich würde jedem ans Herz legen, die Schüchternheit wie auch die eigene Angst, die man in einem fremden Land verspürt, möglichst abzulegen. Damit man die Sprache wirklich lernen kann, muss man auf Klassenkameraden und generell auf die Menschen zugehen. Wer mit dem Gedanken spielt, einen Austausch zu machen, der sollte nicht zu lange darüber nachdenken und es durchziehen. Durch so einen Auslandsaufenthalt lernt man eine ganz neue Seite an sich kennen, da man sich selbst aus der eigenen Komfortzone heraus schubst. Gerade das macht es so wertvoll.

Hausaufgaben abschaffen: Entlastung der Schüler oder Bildungsverlust?

Eine kontroverse Debatte entfacht sich über den Wert und die Notwendigkeit von Hausaufgaben in der heutigen Bildungslandschaft.

 

In den letzten Jahren hat die Frage, ob Hausaufgaben einen positiven Einfluss auf den Lernerfolg von Schülern haben oder ob sie lediglich eine überflüssige Belastung darstellen, an Bedeutung gewonnen.

Die Befürworter der Abschaffung argumentieren, dass Hausaufgaben eine unverhältnismäßige Belastung für Schüler darstellen. Sie betonen, dass Kinder und Jugendliche bereits in der Schule genug Zeit mit Lernen und Unterricht verbringen und ihnen nach einem anstrengenden Schultag Raum für Entspannung und Freizeitaktivitäten gegeben werden sollte.

Darüber hinaus wird argumentiert, dass viele Schüler außerschulische Aktivitäten wie Sport, Musik oder ehrenamtliche Arbeit haben, die ihnen helfen, ihre Talente und Interessen zu entwickeln. Hausaufgaben können jedoch diese Aktivitäten beeinträchtigen und zu Stress und Erschöpfung führen.

Ein weiterer Aspekt, der von den Gegnern der Hausaufgaben hervorgehoben wird, ist die Ungleichheit, die durch die Vergabe von Hausaufgaben entstehen kann. Nicht alle Schüler haben zu Hause die gleichen Ressourcen oder Unterstützung, um die Aufgaben erfolgreich zu erledigen. Dies führt zu einer Kluft zwischen denjenigen, die Hilfe von ihren Eltern oder Nachhilfelehrern erhalten können, und denjenigen, die diese Unterstützung nicht haben. Durch die Abschaffung der Hausaufgaben könnten Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit in der Bildung gefördert werden.

Auf der anderen Seite argumentieren die Befürworter der Hausaufgaben, dass sie eine wichtige Rolle bei der Vertiefung des im Unterricht erlernten Wissens spielen. Hausaufgaben bieten Schülern die Möglichkeit, das Gelernte zu üben, zu festigen und anzuwenden. Sie fördern auch die Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und das Zeitmanagement der Schüler, indem sie ihnen helfen, ihre Arbeitsgewohnheiten zu entwickeln. Zudem ermöglichen Hausaufgaben den Lehrern, den Lernfortschritt der Schüler zu überprüfen und individuelle Unterstützung anzubieten.

Ein weiterer Punkt, der von den Befürwortern der Hausaufgaben angeführt wird, ist die Vorbereitung der Schüler auf die Anforderungen des späteren Lebens. In vielen Berufen und im Hochschulstudium ist es notwendig, eigenständig zu arbeiten und Aufgaben außerhalb der regulären Arbeitszeit zu erledigen. Hausaufgaben könnten daher als eine Art Training dienen, um Schüler auf diese Realität vorzubereiten.

Angesichts dieser kontroversen Standpunkte bleibt die Frage bestehen, ob Hausaufgaben wirklich abgeschafft werden sollten. Eine mögliche Lösung könnte darin bestehen, das Konzept der Hausaufgaben zu überdenken und alternative Methoden zu finden, um den Lerneffekt zu erreichen, ohne die Schüler zu überlasten. Flipped-Classroom-Ansätze, bei denen Schüler das Lernen zu Hause vorbereiten und im Unterricht anwenden, könnten beispielsweise eine Möglichkeit sein, das Beste aus beiden Welten zu vereinen.

Projektarbeiten im KI-Zeitalter: Wie ChatGPT das Schulwesen für immer verändert

Künstliche Intelligenzen (KIs) haben in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle im Bildungsbereich eingenommen. Insbesondere bei der Erstellung von Projektarbeiten setzen immer mehr Schülerinnen und Schüler auf die Unterstützung von KIs. Doch während einige dies als innovative Hilfe begrüßen, gibt es auch Stimmen, die sich kritisch äußern. Denn immer öfter kommt es vor, dass KIs Projektarbeiten komplett selbstständig verfassen – ohne dass die Schülerinnen und Schüler dabei aktiv beteiligt sind. In diesem Artikel soll es darum gehen, warum Lehrer diese Entwicklung kritisch sehen und welche Auswirkungen dies auf die Schülerinnen und Schüler hat.

Wenn ich euch sagen würde, dass die Einleitung von ChatGPT geschrieben worden wäre, würde es vermutlich keinen wirklich verwundern. Chatbots wie ChatGPT sind zu einem Teil unseres Alltags geworden. Wenn man schnell ein paar Informationen braucht – ChatGPT fragen. Wenn man noch schnell die Hausaufgaben machen muss – ChatGPT das Thema geben und den generierten Text in die Notizen übertragen. Selbst wenn man jemanden zum Schach spielen braucht, kann man dies mit ChatGPT machen. Man merkt, dass die KI uns in vielen Lebenssituationen hilft und teilweise schon nicht mehr wegzudenken ist.

So auch bei den Projektarbeiten. Gibt man ChatGPT ein Thema und schreibt, dass man eine mehrseitige Projektarbeit braucht, so generiert ChatGPT diese. Obwohl es ein Wörterlimit gibt, kann man dieses einfach umgehen, indem man den Befehl „Schreib weiter“ gibt. So entstehen innerhalb von ein paar Minuten mehrere Seiten, die Verwechslungsgefahr mit echten Seiten aus echten Projektarbeiten haben.

Doch nicht alles, was ChatGPT generiert, entspricht vollkommen der Wahrheit. Häufiger schleichen sich Fehlinformationen in die Texte ein und manchmal verwechselt ChatGPT ganze Themen miteinander.

Ob man eine Hausarbeit komplett mit ChatGPT schreiben lassen kann, ließ der Uniprofessor Scott Graham im September 2022 testen. Er gab seinen Studierenden auf, einen Aufsatz zu schreiben, der vollständig von ChatGPT generiert sein musste. Nur kleine Änderungen durften die Studenten am fremden Text vornehmen. Alle abgegebenen Texte seien laut Graham „nicht gut“ gewesen. Zu „The Register“ sagte er: „Man kann nicht einfach einen Knopf drücken oder eine kurze Eingabeaufforderung einreichen und einen fertigen Aufsatz erhalten“.

Ein Problem, auf das viele Schüler stoßen, wenn sie einen Text generieren lassen, sind fehlende Quellenangaben. Doch dieses Problem ist auch einfacher zu beheben, als man denkt. Gibt man ChatGPT den Befehl „Gib mir Quellen für den obigen Text an“ werden einem Quellen generiert. Wenn man diese nun übernimmt, sollte man hoffen, dass diese nicht von einem Lehrer oder anderem Schüler überprüft werden. Eines der gravierendsten Makel des Chatbots sind die selten bis gar nicht funktionierenden Quellenangaben. Zwar werden Links zu Webseiten generiert, funktionieren tun diese aber selten.

Die Lösung zu dem Problem könnte folgendermaßen aussehen: Ab dem nächsten Jahr wird vermutlich ein praktischer Teil in der Projektarbeit vonnöten sein. Dies bedeutet, dass es inzwischen nicht mehr ausreicht, die Projektarbeit zu einem theoretischen Thema zu machen, da die Recherche und das Schreiben des Textes nun von Chatbots übernommen werden kann. Ein praktischer Anteil kann (noch) nicht von einer KI generiert werden. So ergibt der Entschluss, die Projektarbeit zu verändern, in meinen Augen Sinn.

Doch wie lange wird das noch so funktionieren? KIs sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Wozu sie in fünf oder zehn Jahren fähig sein werden, kann man sich heute vermutlich nicht mal ausdenken. Zu Recht warnen Forscher vor der Gefahr durch künstliche Intelligenzen und die Vernachlässigung unserer Pflichten, die wir lieber in fünf Minuten mit KI, statt mit Sorgfalt machen. Die Menschheit überlässt immer mehr Pflichten und Aufgaben den KIs und Computern. Die Forschung treibt das Problem immer weiter voran, dabei wird außer Acht gelassen, welchen negativen Einfluss dies auf die Menschheit hat.

Vorwürfe gegen Till Lindemann: Das Aus für Rammstein?

11,8 Millionen. Das ist die Anzahl der monatlichen Hörer, die die deutsche Band Rammstein auf Spotify erzielt und, dass auch nur auf dem Musikstreaming-Anbieter Spotify, der seit letztem Jahr regelmäßig Abonnenten verliert. Rammstein ist die momentan erfolgreichste und bekannteste deutsche Band und nimmt pro Konzert um die 2 Millionen Euro ein. Doch nun stehen Vorwürfe gegen Till Lindemann, den Sänger von Rammstein, im Raum, die schon gerichtliche Folgen hatten.

Doch was ist nun passiert? Ende Mai sind Vorwürfe aufgekommen, dass Till Lindemann junge Frauen rekrutieren ließ, um mit ihm auf seinen Aftershow-Partys Sex zu haben. Die Frauen sollen teilweise vergewaltigt, misshandelt oder unter Drogen gesetzt worden sein. Letzteres erzählte auch die Irin Shelby Lynn, die als erstes die Vorwürfe erhob. Nach und nach meldeten sich mehr Opfer zu Wort. Seit neustem gibt es auch Vorwürfe gegen den Keyboarder der Band: Flake. Er soll ebenfalls Frauen vergewaltigt haben. Während Rammstein auf die Vorwürfe reagiert und sie als „unwahr“ abweist, stellen sich viele Menschen die Frage, wie sie reagieren sollen.

Hier gibt es mehrere Ansichten. Eine Gruppe fordert einen Boykott der Band, da man mit dem Hören ihrer Musik Till Lindemann finanziell unterstützen würde. Man müsse ein Zeichen gegen seine Taten setzen und seinen Opfern eine Bühne bieten. Die andere Seite sieht viele Vorwürfe als nicht ernstzunehmend und die meint, dass die Leute, die sich online als Opfer darstellen, nur probieren würden Aufmerksamkeit zu kriegen und seinen Ruf zu schädigen. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es noch viele weitere Meinungen. Eine weitere populäre Meinung ist, dass man zwar die Vorwürfe ernst nehme, aber die Musik von Rammstein und Till Lindemann weiter hören wird. Welche Meinung man vertritt, sollte nicht weiter wichtig sein. Was aber wichtig sein sollte ist, dass man Opfern von sexueller Gewalt oder Misshandlung Glauben schenkt. Tut man dies nicht, stärkt man nur die Täter, da viele glauben könnten, für ihre Taten nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Dies würde auf mehr Fälle von sexuellem Missbrauch hinauslaufen.

Nun stellt sich doch die Frage, wie es weiter geht. Till Lindemann lässt sich von einer Berliner Kanzlei, die auf Presse- und Medienrecht spezialisiert ist, vertreten. Die Kanzlei wies bisher jegliche Vorwürfe als „ausnahmslos unwahr“ ab. Während die Staatsanwaltschaft Vilnius keine Ermittlungen gegen Till Lindemann, aufgrund von fehlenden objektiven Beweisen, aufnimmt, nimmt die Berliner Staatsanwaltschaft die Ermittlungen auf. Es kam zu mehreren Gerichtsfällen. Zum einen zwischen den Anwälten von Till Lindemann und denen von Shelby Linn. Till Lindemanns Anwälte hätten versucht, Shelby Linn manche Aussagen zu untersagen. Dies klappte nicht und Shelby Linn durfte an ihren Aussagen festhalten. Aber auch der Spiegel war in einem Gerichtsfall mit den Anwälten von Till Lindemann verwickelt. Dem Magazin wurde vorgeworfen den Anschein zu erwecken, dass manche Aussagen wie, dass Frauen unter Drogen gesetzt wären, als Fakt darzustellen. In diesem Fall gewannen die Anwälte von Till Lindemann und der Spiegel durfte so welche Aussagen in ihren Artikeln nicht mehr treffen.

Vor ein paar Wochen hatte die Staatsanwaltschaft Berlin das Verfahren gegen Till Lindemann eingestellt, da es zu wenig Anhaltspunkte und Beweise gab, um das Verfahren fortfahren zu lassen. Doch nun hat sich das Blatt gewendet und Till Lindemann geht gerichtlich gegen Shelby Lynn wegen Verleumdung vor. Noch weiß man nicht, wie es mit Rammstein weitergeht. Doch man kann vermuten, dass die Anschuldigungen langsam in Vergessenheit geraten werden und Rammstein seinen Ruf wieder verbessern kann.

Nürnberg – Stadt der Reichsparteitage

Wenn eine Stadt das Dritte Reich präsentieren sollte, so war dies Nürnberg. Massenveranstaltungen, die sogenannten Reichsparteitage der NSDAP, mit teilweise über 500.000 Besuchern demonstrierten die Größe und Geschlossenheit des Deutschen Reiches. Doch Nürnberg zeigt auch andere Seiten.

 

Vom 03.05. bis 05.05.2023 reiste der Geschichtsgrundkurs von Frau Hankel in Begleitung von Frau Küpke nach Nürnberg, mit der Intention wichtige Stätten der Vorkriegspropaganda sowie der Aufarbeitung der Geschehnisse zu besichtigen. Das Programm umfasste dabei vor allem die Besichtigung des Reichsparteitagsgeländes sowie des Memoriums. Letzteres geschah in Form einer Führung bereits am Mittwoch kurz nach der Ankunft. Das Memorium stellt hierbei den zentralen Ort der Aufarbeitung der im Nationalsozialismus begangenen Kriegsverbrechen dar. Die sogenannten „Nürnberger Prozesse“ sind dabei die ersten gerichtlichen Schritte gewesen, die auf internationaler Ebene vollführt wurden. Aus diesem Grund wurden neue rechtliche Grundlagen geschaffen, die die Basis für den heutigen internationalen Gerichtshof in Den Haag bilden. Für die Prozesse bot sich Nürnberg in zweierlei Hinsicht an. So war den westlichen Besatzungsmächten, insbesondere den USA wichtig, dass die Prozesse gegen die Hauptkriegsverbrecher beziehungsweise die führenden Köpfe des ehemaligen Regimes nicht auf sowjetischem Boden ausgetragen werden würden. Grund hierfür war die Tatsache, dass die Sowjetunion sich dafür ausgesprochen hatte, die Entnazifizierung durch eine absolute Eliminierung der ehemaligen Eliten zu vollstrecken.

Die westlichen Mächte allerdings vertraten die Ansicht, dass ein fairer Prozess den Frieden auf Dauer besser sichern würde. Des Weiteren befand sich der im Krieg weitestgehend verschont gebliebene Justizpalast Nürnbergs in direkter Nähe zu einem Gefängnis, welches die Unterbringung der Angeklagten in unkomplizierter Art und Weise ermöglichte.

Die zweistündige Führung brachte dementsprechend spannende Erkenntnisse mit sich und beinhaltete zudem die Besichtigung des berühmten Saals 600, der für die Prozesse genutzt wurde. Da man den Saal jedoch nach Beendigung der Nutzung durch die Alliierten wieder umgebaut hatte, sind nur einige wenige Elemente noch im Original erhalten.

Nach der Besichtigung des Memoriums und dem anschließenden Essen begab sich der Geschichtskurs auf den Weg in die Altstadt Nürnbergs, die, wie sich herausstellte, durchaus etwas zu bieten hat. So war die Stadt zwar während des Krieges beinahe gänzlich ausgebombt, konnte jedoch stilvoll wieder aufgebaut werden, sodass die Altstadt nun aus einem lebhaften Gewirr aus verschiedenen Gassen, Märkten und Plätzen besteht.

Kongresshalle der NSDAP auf dem Reichsparteitagsgelände

Der Donnerstag begrüßte jeden Besucher mit Sonnenschein. Erste Sommermomente traten spätestens ein, als sich der Tag immer weiter in Richtung 20 °C und Sonnenschein zu entwickeln schickte. Bereits kurz nach dem Frühstück begab sich der Geschichtskurs zum Reichsparteitagsgelände, wo eine dreistündige Führung bevorstand. Das Reichsparteitagsgelände stellte zu Zeiten des dritten Reiches beziehungsweise zwischen 1933 und 1939 den Veranstaltungsort der Reichsparteitage dar, die innerhalb einer Woche die verschiedenen Organisationen des Reiches und der NSDAP präsentieren sollten. Dafür wurde ein riesiges Areal eingeplant, welches mit diversen Stadien und Plätzen den Handlungsspielraum der NSDAP beziehungsweise Deutschland zeigen sollte. Viele der Gebäude wurden jedoch nie beendet, da sie zum einen zu teuer und zeitaufwendig gewesen waren, um sie binnen kurzem fertigzustellen und zum anderen die beteiligten Arbeitskräfte nach dem Überfall auf Polen und dem anschließenden Kriegsbeginn eingezogen worden waren.

Nach diesen spannenden Informationen galt es den Rest des Tages zu genießen. Auch hier bot sich die Innenstadt mit ihren Märkten ideal an.

Für den letzten Tag, der ebenfalls sonnig begann und erst am Nachmittag in Bremer Nieselregen wechselte, stand die Besichtigung der Kaiserburg an, jener Burg, in der die Kaiser der beiden deutschen Reiche ausgerufen worden waren und die deshalb für Hitler als Symbol von großer Bedeutung gewesen war, unter anderem, weil sie das Konzept des „Dritten Reiches“ unterstrich.

Im Gegensatz zum Reichsparteitagsgelände wurde die Kaiserburg während der Kriegsjahre allerdings beinahe gänzlich zerstört und erst später wieder aufgebaut.

Nun neigte sich die Reise dem Ende zu. Mit der Bahn ging es trotz einiger Irritationen, aufgrund eines gesperrten Bahngleises sowie eines gesperrten Bahnhofes einigermaßen schnell wieder nach Bremen.

 

Wir bedanken uns bei Frau Hankel für die Organisation dieser tollen Fahrt und bei Frau Küpke für die Begleitung.