Das Gymnasium Horn als Hotspot des Schlafmangels? – Schlafstörungen, ihre Folgen und ein paar Denkanstöße

7 Minuten Lesezeit

8:00 Uhr. Morgens. Todmüde. Lust auf Bio? Eigener Wille oder lieber die gute Note? Dass das morgendliche Aufstehen vielen Schülern schwer fällt, ist ein offenes Geheimnis. Gerade bei Schülern der älteren Jahrgänge ist dies nicht zuletzt auf oft deutlich zu kurze Schlafenszeiten zurückzuführen. Diesbezüglich kommentierte ein Schüler aus der jetzigen Q1: „Ja Bruder, schau mal das Ding ist, am Ende liegt es bei einem selber“. 

Doch gehen wir der Problematik einmal etwas genauer auf den Grund, scheinen durchaus kollektive Probleme mit dem Schlafrhythmus zu existieren. Interessant ist in diesem Kontext auch ein Vergleich der Schlafgewohnheiten zwischen den Ferien und der Schulzeit. In einer Umfrage an unserer Schule, an der über 200 Schüler teilnahmen, zeichnete sich ein klares Bild. So ergibt sich im Durchschnitt eine circa 90 Minuten längere Schlafdauer während der Ferien.

In der Schulzeit pendeln sich die Mittelwerte dabei deutlich unter den empfohlenen Durchschnitts-Schlafzeiten von etwa 9 Stunden am Tag ein. Die konkrete Durchschnittszeit von gerundet 4,5 Stunden Schlafaufkommens ist jedoch infrage zu stellen, nicht zuletzt, weil auffällig oft vier oder weniger Stunden als Schlafdauer genannt worden sind. Das allgemeine Bild ist dennoch nicht von der Hand zu weisen. Unterstützt wird dies durch ein Interview, dass wir mit einem weiteren Schüler der Q1 zum Thema Schlafstörungen führen konnten.

 

Hast du irgendwelche Schlafbeschwerden?

Ja, meine Übermüdung, wenn ich aufstehe. Weil ich sonst einfach nicht aufstehe, wenn ich nicht zur Schule muss.

Hast du morgens Motivationsprobleme?

Ja.

Wirken die sich auch auf den restlichen Alltag aus?

Ja, klar.

Würdest du sagen, die Schule hat einen Einfluss auf dein Schlafverhalten?

Ja, hat sie und der ist jetzt nicht förderlich, der Einfluss.

Wie würdest du dein Schlafverhalten beschreiben?

Ja, also ich würde sagen, ich gehe so zwischen 1.00 Uhr und 3.00 Uhr ins Bett, um dann um 6.30 Uhr wieder aufzustehen.

Unabhängig von der Schule auch?

Ja, aber da stehe ich nicht immer so früh auf. Meistens dann erst um 11.00 Uhr.

 

(Anmerkung der Autoren: Unser Interview-Partner war zum Zeitpunkt des Interviews stark übermüdet (12:50 Uhr))

 

In diesem Fall lassen sich somit sogar die geringen Schlafaufkommen, die in der Umfrage für Verwunderung sorgen, an einem konkreten Beispiel ausmachen.

Doch auch weniger extreme Fälle sind zu vermerken. So schrieb ein Schüler:

„Mir bekannte Beschwerden sind: Einschlafprobleme; teilweise große/r Sorgen/Stress bezüglich des anstehenden Schultages, sowie aller diesen betreffenden anstehenden Aufgaben, aber auch langfristige Aufgaben oder die Richtigkeit bereits erledigter Aufgaben betreffend; evtl. Probleme durchzuschlafen; teilweise Müdigkeit am nächsten Tag.“

Womit er durchaus die Ansichten mehrerer Schüler teilt, schließlich schrieb ein anderer Schüler auf die Frage, welche Schlafbeschwerden ihm bekannt seien: „Schlafmangel und dadurch stetige Müdigkeit im Schulalltag, der ja bereits den halben Tag klaut und danach ist man wieder müde. Die Schule ist ein Ort der Trostlosigkeit, der Schlafmangel alltäglich“, und wieder ein anderer: „Bin jetzt Q2 und es hat sich erst seit der Oberstufe so stark entwickelt (meine Noten bleiben trotzdem gut, aber ist halt eine extrem starke Belastung) 

Es sollte definitiv in allen Jahrgängen, aber auch in den jüngeren, wo die Noten noch nicht zählen, deutlich mehr gegen Stress getan werden.“ Mehrere Stimmen sehen dabei die Probleme bei den Hausaufgaben. Unter anderem wird angemerkt, man komme zu spät nach Hause und könne mit den Hausaufgaben nicht früh schlafen gehen. Auch wird das Problem einer Vereinbarkeit der Schule mit Hobbys angeschnitten. Konkrete Lösungsansätze liefern dabei wenige Schüler, eine Person jedoch notiert: „Schule sollte später anfangen und dafür vielleicht G9 und nicht G8 [gewählt werden], damit man nicht so lange Schule hat und Zeit für Hobbys etc. da ist“. Ein Ansatz, dem zwar schon mehrfach versucht wurde, nachzugehen, der bislang allerdings keine Aussichten auf Erfolg erhoffen ließ.

Doch die Problemstellung eines zu geringen Schlafaufkommens ist nicht zu missachten. Insbesondere Stresserscheinungen, sowie depressive Neigungen nehmen im Zusammenhang mit Müdigkeit bedeutend zu. Das wiederum senkt die schulischen Leistungen und steigert die wahrgenommene Belastung. In vielen Fällen ein „Teufelskreis“, senkt sich doch auch die Produktivität im müden Zustand deutlich. Die Folge – Aufgaben verzögern sich und werden mit in den Abend genommen, führen zu späteren Schlafenszeiten und beschäftigen noch bis in die Nacht hinein.

Handys als Schlafblocker

Doch nicht nur die äußere Belastung nimmt Einfluss auf die Schlafgewohnheiten, auch die  Nutzung mobiler Endgeräte verstärkt das Auftreten von Schlafstörungen. Die DAK-Krankenkasse gibt in diesem Kontext bekannt: „Der Präventionsradar belegt, dass der Schlafmangel in Zusammenhang steht mit den stark erhöhten Bildschirmzeiten der Schüler: Viele sitzen mehr als vier Stunden täglich vor Fernseher, Smartphone oder Tablet. Knapp ein Fünftel zeigt depressive Symptome. Die Krankenkasse hat die aktuelle Schulstudie mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in sechs Bundesländern durchgeführt“ Weiter weiß die Krankenkasse festzustellen: „Nur 35 Prozent der Schüler sind ausreichend körperlich aktiv.“ Denn auch dem sportlichen Ausgleich kann eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der eigenen Schlafgewohnheiten zukommen.

Fassen wir also zusammen. Schlafmangel fördert das Stressempfinden und senkt die Leistungen. Nichtsdestotrotz sind viele Schüler des Gymnasiums Horn betroffen, geben an, unter den typischen Symptomen zu leiden und versuchen zum Teil sogar aktiv auf ihren Schlafrhythmus einzuwirken. Allgemein sind zahlreiche Gründe bekannt, auf die die Schlafgewohnheiten der Schüler zurückgeführt werden können. Eigene Angaben legen jedoch nahe, dass auch das Schulsystem selbst mit Hausaufgaben und langen Schultagen seinen Anteil beisteuert. Änderungen diesbezüglich liegen allerdings noch in weiter Ferne.

Um euch dennoch an die Hand zu nehmen, gerade weil viele angaben, ihren Schlaf aktiv verbessern zu wollen, hier unser absolut hilfreicher Schlaf-Ratgeber:

Für den ersten Punkt möchten wir noch einmal Bezug auf die Umfrage nehmen. Wir zitieren zur Frage, ob Beschwerden in Bezug auf Schlafprobleme bekannt sind: „Chronische Masturbationssucht“, um nur ein Beispiel zu nennen, denn nebenbei: Dass Alkohol und Drogen eher weniger empfehlenswert sind, setzen wir erstmal voraus. Deshalb unser erster Tipp:

Auch „Rotlicht“ auf dem Handy fällt unter „Blaulicht Belastung“. 

Die Bildschirme des Handys, Tablets, Laptops oder auch Fernsehers strahlen künstliches, blaues Licht aus. Dieses Licht hemmt die Ausschüttung von Melatonin, einem wichtigen Hormon, welches zum Einschlafen, beziehungsweise zum Durchschlafen beiträgt. Benutzen wir also am Abend fürs Entertainment, oder natürlich für alles andere, was sonst noch vor dem Bildschirm passiert ;), unsere Endgeräte, so bringen wir unseren menschlichen Bio-Rhythmus durcheinander.

Kurz und konkret – greift lieber auf analoge Alternativen zurück.

Falls ihr im Bio-Unterricht nicht gerade geschlafen habt, ist euch sicherlich Serotonin ein Begriff. Für die, die ihren Schlaf aus taktischen Beweggründen im Unterricht platziert haben – Serotonin ist ein Hormon, welches wir unter Einfluss hellen Lichts bei ca. 5000 bis 10000 Lux freisetzen. Es hat eine aktivierende und antidepressive Wirkung. Klingt gut, oder? Blöd nur, dass es gleichzeitig das eben erwähnte Schlafhormon Melatonin unterdrückt. Deshalb Tipp Nummer Zwei:

Sucht euch einen dunklen Schlafplatz und reduziert vor dem Einschlafen, und auch danach :),  die Helligkeit eures Zimmers.

Leute, macht Sport! Zunächst ist es bekanntermaßen so, dass sich sportliche Betätigung positiv auf unsere Gesundheit auswirkt. Und auch unser gesundheitlicher Zustand, bzw. die allgemeine Fitness haben einen erheblichen Einfluss auf den Schlaf.

Worum es aber eigentlich geht, ist, dass extreme Trägheit einen bedeutsamen Effekt hinsichtlich Schlafproblemen hat, der sich in keiner Weise positiv präsentiert. Diese Trägheit lässt sich wunderbar durch sportliches Aktivwerden vermeiden, solange sich dies in einem gesunden Rahmen hält. Extreme körperliche Belastungen und ein kurzer Abstand zwischen Training und Schlaf sind erfahrungsgemäß nicht besonders zuträglich, dem gesunden Schlaf gegenüber.

 

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